Surschyk ist eine Sprechweise, die Elemente des Ukrainischen und Russischen vermischt (ursprünglich bezeichnete das Wort Surschyk eine Mischung verschiedener Getreidesorten). Es basiert auf der ukrainischen Sprache und wird ausschließlich in der Ukraine gesprochen. Menschen, die Surschyk sprechen, ersetzen häufig ukrainische Wörter durch russische. Dabei sprechen sie diese „russifizierten“ Wörter jedoch oft nach ukrainischer Lautschrift aus. Zum Beispiel verwenden sie anstelle des ukrainischen Wortes рожéвий (was auf Deutsch „rosa“ bedeutet) das russische Wort рóзовий, sprechen das unbetonte "о" aber deutlich aus – gemäß den ukrainischen Ausspracheregeln – während es im Russischen anders ausgesprochen wird. Surschyk enthält auch Elemente sowohl der ukrainischen als auch der russischen Grammatik.

Surschyk kann nicht als eigenständige Sprache gelten, da es weder feste Regeln noch eine systematische Struktur gibt. Verschiedene Sprecher:innen von Surschyk nutzen unterschiedliche russische Wörter und grammatische Konstruktionen anstelle ukrainischer Ausdrücke. Dadurch unterscheidet sich Surschyk von Dialekten, die regionale Varianten einer einzigen Sprache darstellen.

Laut Soziolog:innen sprechen bis zu 20 % der Ukrainer:innen Surschyk, wobei seine Ursprünge in historischen Gegebenheiten liegen. Während der Zugehörigkeit der Ukraine zum russischen Reich und später zur Sowjetunion dominierte die russische Sprache in Städten, in der Hochschulbildung, Wissenschaft, Industrie, im Militär, in staatlichen Institutionen sowie in der gesamten offiziellen Dokumentation. Diese Dominanz war von den russischen und sowjetischen Behörden gezielt gefördert worden. Infolgedessen wurde Ukrainisch von vielen Menschen nur noch zu Hause gesprochen, und sein öffentlicher Gebrauch ging mit der Zeit zurück. Ukrainisch blieb weitgehend die Sprache der ländlichen Bevölkerung. Bauern, die auf Kollektivfarmen hart arbeiteten, wünschten sich ein besseres Leben für ihre Kinder und freuten sich, wenn diese das Dorf verlassen konnten (was sehr schwierig war). In den Städten – oder für junge Männer im sowjetischen Militär – befanden sie sich dann in Umgebungen, in denen sie gezwungen waren, Russisch zu sprechen. Viele Menschen vom Land versuchten, Russisch zu verwenden, um gebildeter zu wirken, machten dabei jedoch oft Fehler. So entstand und verbreitete sich Surschyk – eine unbewusste Vermischung beider Sprachen.

Heute ist in manchen Teilen der Gesellschaft ein umgekehrter Prozess zu beobachten: Russifizierte Ukrainer:innen kehren zur ukrainischen Sprache zurück und nutzen Surschyk dabei häufig als Übergangsstufe. Dies hat zu Debatten in der ukrainischen Gesellschaft geführt, ob Surschyk wirklich ein negatives Phänomen sei. Die meisten Menschen erkennen jedoch, dass es die Sprache verzerrt. Viele verbessern ihr Ukrainisch aktiv, indem sie es bewusst lernen und ihren Sprachgebrauch verfeinern. Gelegentlich wird Surschyk in informellen Gesprächen auch humorvoll imitiert, doch gebildete Sprecher:innen sind sich bewusst, dass es keine normative Form der Kommunikation ist.